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Planetary Boundaries - Die Grenzen unseres Planeten

Aktualisiert: 4. Juni 2021

Unsere Gesellschaft steht aktuell vor vielen großen Herausforderungen. Die Corona-Pandemie schnellstmöglich unter Kontrolle zu bringen ist sicherlich eine der dringlichsten Aufgaben. Auch die Klimakrise wird viel diskutiert und steht immer wieder im Mittelpunkt politischer und gesellschaftlicher Diskussionen. Vor diesem Hintergrund ist es besorgniserregend, dass die Klimakrise nicht das einzige globale Umweltproblem ist, mit dem wir konfrontiert sind.



Diese Komplexität der Herausforderungen zeigt das Konzept der Planetaren Grenzen: ein 28-köpfiges Forscherteam des Stockholm Resilience Centre rund um den renommierten Resilienzforscher Johan Rockström, veröffentlichte im Jahr 2009 „A safe operating space for humanity[1]. Dieses Konzept der Planetaren Grenzen oder auch ökologischen Belastungsgrenzen wurde 2015 aktualisiert und unter dem Titel „Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet“ publiziert. [2] Darin werden 9 Schwellenwerte definiert, die bei Überschreitung unumkehrbare Erdveränderungen zur Folge hätten.


Im Folgenden sind die Ergebnisse der beiden Studien von 2009 und 2015 grafisch dargestellt:




Die beiden Grafiken stellen die Ergebnisse der Forschungen aus dem Jahr 2009 bzw. 2015 dar. Auf den ersten Blick ist erkennbar, dass bei dem Update 2015 einige Korrekturen und Anpassungen vorgenommen wurden:


  • Aus Biodiversitätsverlust („Biodiversity loss“) wurde Unversehrtheit der Biosphäre („Biosphere Integrity“), welche wiederum in in Genetische und Funktionelle Diversität aufgeteilt wurde. Dabei bezieht sich die genetische Diversität auf den aus dem Modell 2009 bekannten Biodiversitätsverlust (also die Aussterberate). Die funktionelle Diversität bildet die Funktionsfähigkeit der Biosphäre ab und gibt an, wie sich die Population infolge menschlicher Einflüsse verändert hat. Die Forschungen dazu sind jedoch noch nicht abgeschlossen, daher liegt noch kein Ergebnis über den aktuellen Status vor.

  • Außerdem gibt es den Bereich Belastungen durch Chemikalien („Chemical pollution“) nicht mehr, weil die Quantifizierung eines Grenzwerts aufgrund der Vielzahl an weltweit gehandelten Chemikalien praktisch unmöglich war. Stattdessen wurde die Kategorie Einbringung neuartiger Substanzen („Novel entities“) eingeführt. Diese schließt, neben den Chemikalien, auch neu geschaffene und modifizierte Formen von Leben sowie Nanomaterialien und Mikroplastik ein. Dass damit das Problem der Quantifizierung nicht gelöst, sondern nur erweitert wurde resultiert darin, dass auch nach der Aktualisierung 2015 für diesen Bereich keine Statusangabe gemacht werden kann.

  • Zudem hat sich die Einstufung der Belastungsgrenzen verändert. War in der Veröffentlichung 2009 der Klimawandel noch rot (also als unumkehrbare Überschreitung der Schwellenwerte) eingestuft, ist die Überschreitung in der Ausgabe 2015 nicht mehr erkennbar. Und das obwohl der Grenzwert von 350 ppm [3] CO2 im Jahr 2015 bereits deutlich überschritten war. Damals wurde erstmals die 400 ppm-Marke überschritten. 2019 lag der Jahresdurchschnitt bereits bei über 408 ppm.


These boundaries define the safe operating space for humanity with respect to the Earth system and are associated with the planet's biophysical subsystems or processes. [4]


FAZIT


Auch wenn die Ergebnisse der Studie noch nicht endgültig vorliegen und die Forschungen noch nicht abgeschlossen sind, zeigen sie ein eindeutiges Bild: der Klimawandel [5] ist nicht unser einziges Problem.

Bisher bestimmte der Klimawandel bzw. die Klimakrise die Debatte um Umweltschutz. Länder und Unternehmen werden allein nach deren Ziele zur Reduktion von CO2-Emissionen bewertet. Wie aus dem Konzept der planetaren Belastungsgrenzen hervorgeht, sollte Kohlendioxid nicht der einzige Indikator sein, der zur Bewertung unserer Performance in Sachen Umweltschutz herangezogen wird. Auch wenn die in dem Modell dargestellten Bereiche zum Teil voneinander abhängig sind und einander beeinflussen, ist die isolierte Betrachtung des CO2 Gehalts in der Atmosphäre nicht zielführend.

Es gilt, die Umweltleistung insgesamt zu verbessern. Die Menschheit ist Teil eines fragilen Systems – dessen sollten wir uns bewusstwerden und auch danach handeln.

Gemeinsam denken wir Nachhaltigkeit neu.


Quellen und Nachweise:

[1] Steffen et.al. (2009): A safe operating space for humanity https://www.nature.com/articles/461472a [2] Steffen et.al. (2015): Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet https://science.sciencemag.org/content/347/6223/1259855

[3] ppm = parts per million (“Teile pro Million”) – die Einheit wird genutzt, um die Konzentration von Treibhausgasen, wie CO2, in der Atmosphäre anzugeben. Daten von NOAA -National Oceanic and Atmospheric Administration: https://www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/trends/gl_data.html


[4] Steffen et.al. (2009): A safe operating space for humanity https://www.nature.com/articles/461472a

[5] Wir bei element 8 sind der Meinung, dass mittlerweile ausschließlich von Klimakrise statt Klimawandel gesprochen werden sollte. Der Wandel des Klimas hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten abgespielt. Mittlerweile ist eher von einer Krise zu sprechen, da die Auswirkungen bereits teils dramatisch zu spüren sind

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